Mein Lebenskonzept kennt Schuld nur als Emotion, nicht als Tatsache. Wenn man jetzt die Verantwortung für sich selbst übernommen hat und niemand anderen anschuldigt, dh. keine äußeren Kämpfe (mehr) führt, dann kann es schon sein, dass man unbewusst die Schuld nach innen verlagert. Das kann ein seelisch-psychischer Aspekt von vielen Autoimmunerkrankungen sein.

Vielleicht gab es ja auch Kämpfe im äußeren und man möchte jemand anderem vergeben – oder auch nicht vergeben. Aber das bringt einen niemals weiter und auch den anderen nicht. Egal wie man sich entscheidet, es gibt nur einen Menschen, der handeln kann, in Unabhängigkeit von allen anderen. Das ist man immer selbst.

Bei mir haben sich schon Menschen für mich selbst entschuldigt. „Ich weiß, dass du das nicht so gemeint hast, darum vergeb ich dir.“ Nein, ich habe es genauso gemeint, niemand muss mir vergeben, ich will nicht, dass sich jemand für mich bei sich selbst entschuldigt. Es gibt kaum etwas emotional und psychisch Verdrehteres. Wenn die Menschen doch endlich mit der „Vergebung“ aufhören könnten, dann würden sie sich nicht ständig gegenseitig die Schuld zuweisen. Ein Paradoxon.

Am schlimmsten ist für mich, in vorauseilendem Gehorsam ständig allen zu vergeben, die einen „schlecht“ behandeln. Damit manifestiert man einerseits Schuld (hauptsächlich allerdings in sich selbst, weil der andere ja vermutlich gar nicht bemerkt was passiert ist). Und andererseits missachtet man die eigenen Emotionen. Wenn man es schafft, die Wahrheit über sich, seine Gefühle, dort anzubringen, wo andere sie sehen können, dann ist eine Entschuldigung aufrichtig möglich. Das sollte eigentlich die leichteste Übung sein: Ich sehe, du fühlst dich schlecht, wenn ich mich so verhalte, darum bitte ich dich um Entschuldigung. (und ändere mein Verhalten.) Wenn ein Partner nicht bereit ist zu hören oder einer nicht bereit ist zu sprechen, dann muss das ebenso geachtet werden. Alles andere ist nur wieder eine Abwärtsspirale, die weder das Verhalten ändert noch den jeweils anderen loslässt.

Jetzt habe ich festgestellt, dass Schuld als Emotion letztendlich immer in einer Person existiert und eigentlich nicht zwischen zwei Personen. Das heißt im Inneren vergibt man sich ständig für vermeintliches Fehlverhalten, oder findet Ausreden. In der Kinesiologie nennt sich das „Psychische Umkehr“. Diese aufzuspüren und dann einen Satz daraus zu formen, der über Klopfen von Dünndarm-Meridian-Punkten auf Körper, Geist und Seele wirkt, ist sehr lohnend. Ein Beispiel: „Trotzdem ich (mir) (nicht) vergebe, liebe und achte ich mich selbst.“ Das ist für mich die Mutter aller PUs (Psychischen Umkehrungen). Denn nur wenn man sich in jeder Situation selbst achtet, wird es möglich, das was man von sich selbst verlangt (oder die angelernte Moralvorstellung fordert), aber man eigentlich nicht bereit ist zu tun, anzunehmen.

So muss sich jeder selbst vergeben. Sich zu ENTschuldigen heißt, die Schuld wegzunehmen, loszulassen. Das kann man (ohne PU-klopfen) indem man sich vor sich selbst stellt und sich selbst bittet. Bitte vergib mir, lieber Körper, dass ich dich schlecht genährt habe. Bitte entschuldige, liebe Seele, dass ich dich in Situationen geschickt habe, die dir nicht entsprochen haben. Bitte liebes Ego, entschuldige, dass ich dich nicht mit der dir zustehenden Güte erkannt habe. Bitte entschuldige mein ganzes Selbst, dafür dass ich dich um Vergebung für mich oder andere bitte. Vielleicht sagt das „Selbst“ zu Anfang noch „nein.“, aber je aufrichtiger die Entschuldigung ist, umso mehr wird man sich sich selbst wieder annähern.

Es scheint erstaunlich einfach sich zu entschuldigen, die Entschuldigung anzunehmen, braucht ein bisschen Übung (: Also tut es öfter, über einen längeren Zeitraum, bis Liebe und Güte die Achtung für euer Selbst wiederherstellen und ihr es wirklich so meint wie ihr es sagt.

Werbung