„Es kann eh jeder sein wie er is.“ Sagt er. Und dieses „eh“ beinhaltet soviel Wahrheit. Ja, jeder kann sein wie er ist. Und am Besten ist jeder wirklich er selbst. Sie selbst. Also ohne Einflussnahme von Außen, von Eltern, von der Gesellschaft, dem Job, der Erwartung anderer, Einflüsterungen, Glaubenssätzen, … ohne die viel zitierte Konditionierung.

Wenn jemand aber genau mit diesen Dingen gut lebt, ist er ja auch so, wie er ist und benötigt nicht die Einflussnahme von jemand anderem, damit er er selbst werden kann.

…mit dem Wachsen ist es so ein Ding…

Man kann an Umständen und Traumata wachsen, man kann in sich selbst hineinwachsen, je älter man wird – und noch immer reiner und mehr man selbst werden, Altes ablegen, heilen, ganz sein und zu sich selbst stehen! Sich zeigen, so wie man genau in diesem Moment ist. Egal an welchem Punkt seines Weges.

Das erfordert Mut und „ausgestellt“ sein. So wie mein bester Freund, der eben ein Manifest für die (Selbst-)Therapie geschrieben hat und es unter die Menschen bringt. Der genauso wie ich an die friedvolle Koexistenz glaubt und das „Heilsein“ der Menschen als zentralen Schlüssel für diese Koexistenz sieht.

Aber ich schweife ab. „Es kann eh jeder sein wie er is.“ mit einer langen Pause, viel Spielraum, bietet das „eh“, das meint: bitte sei du selbst, bitte! Sei! Wirklich! Du! Selbst! Denn auch das bedeutet ein gewisses heilsein und somit nicht mehr die Notwendigkeit andere anzugreifen. Wer die Möglichkeit nutzen möchte, einfach seine Traumata und Konditionierungen zu behalten darf das auch, aber er möge es bitte woanders tun. Er möge bitte dieses „selbst“, das er für sich hält nicht an uns ausleben.

Die Theorie (meine, unsere) meint also, wenn jemand heil werden will, ganz werden will (also einen Prozess durchmacht), oder es eben nicht sein möchte, sein kann oder noch nicht ist, benötigt er einen gewissen Kampf, einen Spiegel, jemanden der mit ihm diesen Tanz um die Emotion tanzt. Jemanden im Außen den er zum Opfer machen kann oder der ihn zum Opfer macht. Das ist meiner Meinung nach der eigentliche Grund für unser dasein. (Also das Erleben von Emotionen und deren Erlösen;)

Wenn man nun selbst gewisse Anteile der eigenen Persönlichkeit geheilt hat oder auf bestimmte Trigger nicht mehr reagiert, dann benötigt es ganz viele Situationen oder Kämpfe einfach nicht mehr. Somit auch nicht die „dazugehörigen“ Menschen. Darum kann „eh“ jeder sein wie er ist. Aber: nicht mit mir. Denn immer, wenn ich etwas lerne, aus etwas herauswachse dann ziehe ich eine neue Grenze, dann kann mich etwas/jemand an dieser Stelle nicht mehr unbewusst berühren. Dann bin ich im vollen Bewusstsein und kann entscheiden ob hier meine Grenze ist, ob ich mit diesem Menschen noch weiter kämpfe – oder tanze (wie ich gerne sage) – oder ob ich da schon längst herausgewachsen bin. (Darum ist es so besonders schwer Familiensysteme zu erlösen, denn wer das macht “braucht“ das Gegenüber nicht mehr und diese Art des Freilassens können viele nicht mitgehen und trotzdem bei einander bleiben.)

Wenn diese Grenzen allerdings kontinuierlich von Menschen, die weiterhin achtlos mit anderen umgehen, missachtet werden, dann muss man ganz klare Regeln etablieren, um geschützt zu sein. So sind beispielsweise Gesetze entstanden, die darauf ausgerichtet sind, zumindest die körperliche Unversehrtheit zu schützen.

Wenn man jetzt, so wie mein Freund und ich, an die Utopie glaubt, dass eine friedliche Koexistenz möglich ist, dann ist das unter der Voraussetzung zu sehen, dass alle die Grenzen anderer achten. Dazu muss aber jeder seine eigenen Grenzen klar erkennen und definieren und vielleicht in diesem Prozess ganz er selbst werden, der wahrhaftige Mensch, der er ist. Und vielleicht in diesem Prozess die Einheit finden, dem all-eins-sein der Menschen begegnen

Und hier mache ich keinen Punkt, denn dieser Prozess bleibt für jeden Menschen jeden Tag offen

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